Was sind Sicherungsposten – und wer braucht sie überhaupt?
Mit Sicherungsposten stellt man den Arbeitsschutz in gefährlichem Umfeld sicher. Sicherungsposten werden auch häufig mit der Abkürzung SIPO bezeichnet und zählen zu den Standard-Sicherheitsmaßnahmen in Betrieben, auf Baustellen oder bei Gleisarbeiten.
Sicherungsposten sind in der Regel Pflicht – man muss sich als Unternehmen also um erfahrene SIPO kümmern, bevor man gefährliche Arbeitsprozesse in Gang bringen darf. Wir stellen dieses Einsatzfeld heute näher vor – und geben Tipps für die Auswahl und den Einsatz professioneller Sicherungsposten.
Einsatzzweck: Warum braucht man Sicherungsposten?
Bei vielen Arten von Montageverfahren oder Herstellungsprozessen in der Industrie, im Handwerk oder auf dem Bau herrschen hohe Verletzungs- und Unfallrisiken. Das betrifft sowohl Produktionsverfahren in Industriebetrieben wie auch Bearbeitungsabläufe in Handwerksfirmen oder Bauarbeiten auf Baustellen. Überall dort, wo die Arbeiter während der Arbeitsprozesse durch äußere Umstände oder eigene Nachlässigkeit besonders gefährdet sind, kommen Sicherungsposten zum Einsatz.
Die SIPO kennen die Vorgaben zum Arbeitsschutz im jeweiligen Einsatzfeld und wissen zudem um sämtliche Risiken, die bei den Arbeiten drohen. Sicherungsposten müssen also beispielsweise wissen, welche Sicherheitsausrüstung bei welchen Arbeiten standardmäßig vorgeschrieben ist. Sie müssen auch im Kopf haben, durch welche äußeren Faktoren die Arbeiter bei ihren Tätigkeiten gefährdet werden könnten.
Natürlich könnte man jetzt sagen: Dann soll halt der Kollege aufpassen, wenn jemand etwas Gefährliches arbeitet. Doch das greift zu kurz. Denn selbst wenn der Kollege sein Bestes gibt und aufmerksam aufpasst, könnten ihm Dinge entgehen – und so kann es zu einem Unfall kommen.
Beispielsweise lautet die Vorschrift, dass beim Arbeiten in Behältern – also in engen Räumen oder auch in Silos, Fässern oder Tanks – bestimmte Schutzkleidung sowie häufig auch Atemschutz notwendig ist. Doch der hilfreiche Kollege aus der Nachbarabteilung weiß das leider nicht – und der Arbeiter selbst vergisst vielleicht das Anlegen notwendiger Schutzausrüstung. Kommt es dann zu einem Unfall, lautet schnell die Frage: Wer war schuld – und hätte der Unfall vermieden werden können?
Deshalb legt man die Verantwortung zum Einhalten aller Vorschriften zur Arbeitssicherheit in die Hände von Spezialisten, deren einziger Job die Absicherung der gefährlichen Arbeiten ist. Als Betreiber von Baustellen, Produktionsanlagen und ähnlichen Objekten hat man übrigens meist gar keine Wahl in dieser Frage: Der Einsatz spezieller Sicherungsposten ist ihnen nämlich gesetzlich vorgeschrieben.
Dazu konsultiert man am besten den § 618 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Dort ist die sogenannte Fürsorgepflicht eines Arbeitgebers geregelt. Fürsorgepflicht bedeutet, dass man als Arbeitgeber vermeidbare Schäden verhindern muss und die Unversehrtheit der Mitarbeiter bei betrieblichen Arbeiten und generell auf dem Betriebsgelände schützen muss.
Einsatzfelder: Wo werden Sicherungsposten benötigt?
Gefährliche Arbeitsprozesse finden an vielen Stellen statt – und die Gefahren und Sicherheitsrisiken sind dabei sehr unterschiedlich. Bei Gleisarbeiten an Bahnstrecken besteht eine der größten Gefahren darin, dass Züge während der Arbeiten die Strecke befahren. Bei Reinigungsarbeiten in einem Tank liegt hingegen eine besonders hohe Gefahr darin, dass die Arbeiter in dem beengten Raum durch ätzende Reinigungsmittel verletzt oder durch sich im Raum ansammelnde Gase bewusstlos werden. Bei Fassadenarbeiten stellen Absturzgefahren das größte Risiko dar. Und bei feuergefährlichen Arbeiten sind nicht nur die Arbeiter selbst sondern auch das Umfeld durch Brand- oder Explosionsrisiken gefährdet.
Auch wenn die Arbeiter mit der Bedienung komplexer Maschinen beauftragt sind, gehören Sicherungsposten an ihre Seite. Diese sollten die jeweiligen Maschinen kennen und wissen, an welchen Stellen der Arbeitsabläufe besondere Verletzungs- und Unfallgefahren bestehen – und wie im Notfall zu reagieren ist.
In den folgenden Einsatzfeldern und Branchen sind Sicherungsposten (SIPO) an der Tagesordnung:
- Industrielle Produktionsbetriebe
- Kraftwerke
- Baustellen
- Raffinerien
- Werksanlagen
- Werften
- Lagerstätten
- Chemiebranche
- Baubranche
- Handwerk
- Bergbau
- Straßenbau
- Transportbranche (z. B. SIPO bei Gleisarbeiten)
- Wasser- und Abwasserbranche
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Sicherungsposten als Mannlochwache
Ein häufiges Einsatzfeld für SIPO sind sogenannte Mannlochwachen. Das ist die Beaufsichtigung von Arbeitsprozessen in beengten Räumen bzw. Behältern. Gerade beim Schiffsbau in einer Werft, beim Reinigen von Tanks in Raffinerien oder beim Entleeren von Silos in der Chemie oder in der Landwirtschaft kommen solche Arbeiten häufig vor. Der Zugang in diese Behälter erfolgt meist über eine Luke – ein sogenanntes Mannloch. Daher stammt die Bezeichnung „Mannlochwache“ für diese spezielle Art der Sicherungsposten.
Dieses Einsatzgebiet für SIPO ist besonders anspruchsvoll. Denn sie können durch die kleine Luke unmöglich alle Abläufe im Inneren der Behälter lückenlos im Blick behalten – zumal die Lichtverhältnisse in den Behältern oft zu wünschen übriglassen. Daher stehen die Sicherungsposten bei einer Mannlochwache in der Regel in ständigem kommunikativem Kontakt mit den Arbeitern im Behälter. Nur so lässt sich erkennen, wenn die Arbeiter im Behälter zum Beispiel wegen der Ansammlung gefährlicher Rückstände in der Luft bewusstlos zu werden drohen.
Außerdem sind beim sogenannten Befahren von Behältern sehr viele Vorschriften hinsichtlich der Sicherheitsausstattung einzuhalten. Neben spezieller Kleidung zählen dazu beispielsweise auch Atemgeräte sowie Vorrichtungen zur Absturzsicherung. Auch diese Vorschriften muss der Sicherungsposten kennen und für deren Umsetzung sorgen. Vor dem Einfahren in die Luke checkt der SIPO deshalb den vorschriftsmäßigen Sitz von Verschlüssen, Haken und Gurten sowie von persönlicher Schutzausrüstung bei jedem einzelnen Arbeiter.
Tätigkeiten: Was genau tut ein Sicherungsposten (SIPO)?
Die Arbeit eines Sicherungspostens beginnt meist ein Stück vor den abzusichernden Arbeiten. Denn die zuständige Sicherheitskraft checkt im Rahmen der SIPO beispielsweise zunächst den Arbeitsbereich und dann die Ausrüstung der Arbeiter. Der SIPO überprüft jedoch nicht nur, ob die Arbeiter die notwendige Sicherheitsausstattung angelegt haben, sondern checkt auch die Funktionstüchtigkeit dieser Ausrüstung – also beispielsweise von Atemgeräten oder Beleuchtungselementen. Neben der Sicherheitsausrüstung überprüft ein SIPO auch die Werkzeuge, die für die geplanten Arbeiten eingesetzt werden sollen. Denn auch diese müssen in einem guten funktionalen Zustand sein, um die Sicherheit bei den Arbeiten nicht zu gefährden.
Sind die zu überwachenden Arbeiten im Gange, muss der Sicherungsposten ihnen seine ganze Aufmerksamkeit widmen. Nur so kann er erkennen, wenn sich aus Nachlässigkeit oder Unwissenheit auf Seiten der Arbeiter eine gefährliche Situation anbahnt – oder wenn sich bei Gleisarbeiten beispielsweise ein Zug dem Arbeitsbereich nähert.
Der SIPO muss jederzeit bereit sein, einzugreifen, wenn durch ein Fehlverhalten der Personen vor Ort eine Gefahrensituation entsteht. Er muss je nach Einsatzgebiet die verschiedenen Arten sicherheitstechnischer Systeme kennen und bedienen können – wie beispielsweise Warngeräte oder Signalgeber. Kennt er irgendein offenbar sicherheitstechnisch relevantes Gerät nicht, ist es sein Job, sich dazu Informationen einzuholen.
Zudem hat ein SIPO häufig auch Dokumentationsaufgaben: Er hält also den Verlauf der Arbeiten sowie eventuelle Zwischenfälle fest, damit später die Abläufe vor Ort genau nachvollzogen werden können. Das ist vor allem dann wichtig, wenn es aufgrund von Unfällen oder Ähnlichem zu Haftungsfragen kommt.
Sicherungsposten haben darüber hinaus auch die Aufgabe, im Fall eines Arbeitsunfalls oder bei ähnlichen Situationen Alarm zu schlagen und die entsprechenden Stellen wie Feuerwehr oder Rettungsdienst zu alarmieren. Und sie sind für die Erstversorgung bei Verletzungen zuständig.
Mit welchen Sicherheitsdienstleistungen kann man SIPO verbinden?
Sicherungsposten werden häufig mit anderen Security-Leistungen verknüpft. Denn in meisten Industrieanlagen oder Betrieben sind ja ohnehin Sicherheitskräfte für den Werkschutz im Einsatz. Da bietet es sich an, das Einsatzgebiet SIPO direkt mit beim jeweiligen Sicherheitsunternehmen zu beauftragen. Ähnliches gilt für Security-Einsätze im Baustellenschutz oder bei der Objektbewachung.
Mit diesen Security-Leistungen kann man SIPO sinnvoll kombinieren:
Brandwachen zählen zu den Sicherheitsleistungen, deren Aufgaben sich häufig mit denen von Sicherungsposten überschneiden. Denn ob Metallgussverfahren, Schweißarbeiten, Löten oder Trennschleifen: Wo immer auch Hitze, Feuer oder Funkenflug bei den Arbeiten und Montageverfahren zum Einsatz kommt, sind Brandwachen Pflicht. Ideal ist es daher, wenn die als Sicherungsposten zuständigen Mitarbeiter auch qualifiziert sind, um Brandwachdienste abzudecken. Sie benötigen dafür eine Ausbildung als zertifizierte Brandschutzhelfer – sowie idealerweise einiges an Einsatzerfahrung in diesem Bereich.
Schon bei der Beauftragung eines Sicherheitsunternehmens für den Werkschutz oder die Objektbewachung ist es daher sinnvoll, abzufragen, ob der Anbieter auch zur Umsetzung von Sicherungsposten und Brandwachen in der Lage ist. Das hilft besonders dann, wenn man durch spontan notwendige Arbeiten sehr kurzfristig einen SIPO bzw. eine Brandsicherheitswache heranholen muss.
Qualifizierung: Wer darf Sicherungsposten durchführen?
Sicherungsposten erfordern spezifische Qualifizierungen. Ohne deren Nachweis darf ein Mitarbeiter nicht die Rolle als SIPO ausfüllen. So muss ein SIPO unter anderem als Ersthelfer geschult sein. Denn im Notfall ist er derjenige, der nach einer Verletzung im Rahmen gefährlicher Arbeitsprozesse die Erstversorgung der Betroffenen durchführen muss. Ein als Ersthelfer ausgebildeter SIPO ist selbst dann wichtig, wenn das Unternehmen oder die Baustelle über einen Betriebssanitäter verfügt.
Zudem sollten als SIPO nur Sicherheitsmitarbeiter eingesetzt werden, die die jeweiligen Arbeitsschutz-Vorschriften im Einsatzfeld genau kennen und über die notwendige Schutzausrüstung für die jeweiligen Arbeiten Bescheid wissen. Sie müssen in der Lage sein, Werkzeuge und Schutz-Ausstattung nach ihrer Funktionstüchtigkeit zu beurteilen. Und sie müssen die Durchsetzungsfähigkeit besitzen, die Arbeiter zur Einhaltung sämtlicher Vorschriften der Arbeitssicherheit zu bewegen.
Wichtige Vorgaben zur Qualifizierung von Mitarbeitern für einen SIPO finden sich in der DGUV Regel 113-004. Darin ist beispielsweise klar festgelegt, dass nur solche Mitarbeiter als Sicherungsposten arbeiten dürfen, die körperlich und geistig für diesen Einsatz geeignet sind. Körperliche Eignung heißt, dass der Mitarbeiter unter anderem in der Lage sein muss, im Alleingang eine bewusstlose Person innerhalb kürzester Zeit aus einem engen Behälter zu bergen. Und geistige Eignung bedeutet, dass er den Belastungen dieses anspruchsvollen Jobs als Sicherungsposten gewachsen sein muss und in der Lage ist, unter Druck in Sekundenschnelle die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Als zertifiziertes Sicherheitsunternehmen mit Full Service Portfolio ist der Golden Eye Sicherheitsdienst deutschlandweit auch mit Sicherungsposten im Einsatz. Häufig verbinden wir diese Aufgabe mit Einsätzen im Werkschutz oder Objektschutz, können die SIPO jedoch auch als Einzelleistung anbieten.